Ist mein Kind hochbegabt? Soll ich es auf Hochbegabung testen lassen?


Als ich mir vor Jahren diese Frage selbst immer und immer wieder über einen längeren Zeitraum stellte, hab ich mir einmal Folgendes sagen lassen:

"Hör auf dein Muttergefühl. Meistens liegt man damit richtig." Und so war es.


Es gibt viele Anzeichen, die auf eine mögliche Hochbegabung deuten. Überlegen Sie doch einmal ob sie ihr Kind darin wieder finden:

Anzeichen für eine mögliche Hochbegabung im Kleinkindalter

- Schon als Baby sehr wachen, neugierigen Blick, Blickkontakt. Oft mit ein paar Tagen wird schon der Kopf gehoben.

- Geringes Schlafbedürfnis, da nichts verpasst werden will. Oder aber Vielschläfer, die ihren Schlaf brauchen um zu Verarbeiten.

- Überspringen und schnelles Durchleben/Erlernen von ganzen Entwicklungsphasen (z.B. Sitzen, Krabbeln, Laufen)

- Sehr frühes Sprechen. Oftmals wird auch sofort von „Ich“ nicht in der 3.Person gesprochen

- Sehr gutes Gedächtnis (Bücher können auswendig mitgesprochen werden, Lieder werden schnell erlernt)

- Auffällig gute Auffassungsgabe (verblüfft die Erwachsenen oft)

- Frühes Interesse an Buchstaben, Zahlen, Autokennzeichen (ohne von Außen beigebrachtes Wissen)

- Viele Fragen zu nicht alterstypischen Themen (z.B. Natur, Technik, Leben und Tod), die bis ins Detail beantwortet werden müssen. Die Antworten werden oft nochmals hinterfragt.

- Sozialen Kontakt eher zu Älteren und Erwachsenen

- Oftmals sehr selbstständig

- Kann sich in Andere reinfühlen


Anzeichen für eine mögliche Hochbegabung bei älteren Kindern und Jugendlichen

- Der altersgerechten Entwicklung stetig voraus

- Interesse für viele Themen, das auch anhält

- Klagen in Kindergarten und Schule über Langeweile

- Arbeitsverweigerung in der Schule/ bei den Hausaufgaben

- Aggression, Unruhe

- Psychische Beschwerden

- Ungewöhnliche Lösungswege

- „Anderes“ Denken

- Probleme Freunde zu finden

- Ausgeprägter Forscherdrang in Themen die nicht altersgerecht sind (z.B. Chemie, Physik)

- Achtung: Nicht alle hochbegabten Kinder sind Hochleister mit guten Noten! Es gibt sogenannte „Underarchiever“, die ihr Potenzial aus bestimmten Gründen sehr gut versteckt halten.


Probleme hochbegabter Kinder

Werden die Bedürfnisse von Hochbegabten nicht erkannt und immer wieder unterdrückt (z.B. „Das kannst du noch nicht, dafür bist du zu jung“), so können sich daraus schwerwiegende Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. Diese Verhaltensweisen werden dann falsch interpretiert und eine Teufelskreis entsteht:

(Nach Martin, R.Textor, 2006 in Begabte Kinder in Tageseinrichtungen: Situation, Probleme, Identifizierung)

• Hoch begabte Kinder, die ihre Erzieherin mit Fragen löchern, gelten schnell als "Quälgeister".

• Hoch begabte Kinder, die aufgrund ihrer großen Kreativität immer wieder ganz originelle und unkonventionelle Ideen und Vorschläge haben, bringen oft das "Programm" der Erwachsenen durcheinander und werden deshalb als unbequem und schwierig eingestuft.

• Hoch begabte Kinder, die andere Kinder oft "vor den Kopf stoßen", weil sie bei "diesem Babykram" nicht mehr mitspielen wollen oder weil sie alles besser wissen, gelten schnell als arrogant und werden dann von den anderen "geschnitten".

• Hoch begabte Kinder, die sich im Spiel mit anderen Kindern mangels adäquater Anforderungen langweilen, haben oft das Gefühl, dass sie in keine Gruppe richtig hineinpassen, ziehen sich zurück und fühlen sich einsam.

• Hoch begabte Kinder, die immer wieder als erste auf die Fragen der Erzieher/innen antworten, gelten schnell als vorlaut und neunmalklug.

• Hoch begabte Kinder, die außergewöhnliche Interessen haben und sich auf irgendwelchen Gebieten schon ein "Spezialwissen" angeeignet haben, werden von anderen Menschen oft belächelt, geneckt oder gar verspottet.

• Hoch begabte Kinder, die immer wieder das Gespräch mit Erwachsenen suchen, gelten schnell als sozial unreif.

• Hoch begabte Kinder, die aufgrund ihrer kognitiven Fähigkeiten viel schneller als andere die Gefahren erkennen, die z.B. mit Klettern verbunden sind und sich deshalb nicht so weit empor wagen, werden leicht als ängstlich und ungeschickt beurteilt.

• Hoch begabte Kinder, die bereits vor Beginn einer Tätigkeit - z.B. dem Malen eines bestimmten Bildes - erkannt haben, dass sie mangels motorischer Kompetenz niemals das umsetzen können, was sie sich geistig vorstellen, und deshalb die Tätigkeit verweigern, gelten schnell als unmotiviert und desinteressiert, als feinmotorisch unterentwickelt oder als sich verweigernde "Trotzköpfe".

• Hoch begabte Kinder, die bereits die Konfliktspirale durchschaut haben und sich deshalb zurückziehen, bevor es zur körperlichen Auseinandersetzung kommt, werden bald als wenig durchsetzungsfähig charakterisiert.



Stellen Sie sich einmal vor sie kommen in ein fremdes Land, müssen dort aber tagtäglich 5 Stunden Unterricht in ihrer Muttersprache nehmen. Würden Sie sich jeden Tag aufs Neue konzentrieren, still sein, mitmachen? Oder würden sie vielleicht irgendwann auch beginnen sich mit Anderen Dingen zu beschäftigen, gar am Ende aufstehen und den Klassenraum einfach verlassen? Oder wütend werden, weil sie einfach keine Arbeit bekommen, die sie auch fordert?

So geht es diesen Kindern, wenn sie keine passende Förderung bekommen. Anhand Diesem kleinen Beispiel kann man sich zumindest im Ansatz vorstellen, was das heißt, wenn wir die Begabung unserer Kinder nicht erkennen. Es ist also sehr wichtig frühzeitig richtig zu handeln und es gar nicht erst zu psychischen Problemen und Fehlverhalten kommen zu lassen um unseren Kindern einen ausgeglichenen, glücklichen Alltag zu ermöglichen in dem sie ihr volles Potenzial entfalten dürfen.

Lassen Sie ihr Kind also, ganz unabhängig davon ob es getestet wurde oder nicht, Fragen stellen und forschen! Beantworten Sie ihm alle Fragen, helfen Sie ihm die Antworten selbst rauszufinden und erfreuen sie sich gemeinsam an neuen Entdeckungen!

 

 

 
 
 
E-Mail
Anruf
Karte
Infos